Gianna Tosello
"Ich liebe das Material und die Strukturen"
Denn das Holz kann man fühlen. Die Strukturen und Kompositionen, welche Gianna Tosello aus diesem Material erschafft, erzählen viele persönliche Gedanken. Und so handeln diese Arbeiten nicht nur vom Sichtbaren, sondern auch vom Denkbaren. Wir sehen Konstruktionen mit vertikalen und horizontalen Elementen, die miteinander verwoben sind und im Raum einen neuen Raum erschaffen. Die Künstlerin bedient sich dabei einzelner Teile, Holzsfäbe, die sie in eine bestimmte Form bringt. Rechteck, Quadrat, Dreieck, die sie wie Inseln zwischen die Strukturen positioniert, Stäbe, welche sie biegt. Durchwegs recyceltes Material. Energie, die gebündelt zwischen Fragmenten eingeklemmt wird oder sich zwischen den Kompositionen verselbständigt. Zu sehen sind konzeptuelle Arbeiten, persönliche Ordnungssysteme, in denen alles in Bezug zueinander tritt. Gestalt - Teile. Diese "Skulpturen” sind auch eine Spiegelung des eigenen Ichs. Wir sind wie in einem Netz miteinander verwoben, bewegen uns in einem Labyrinth, das Individuum immer Teil eines Ganzen.
Weiß-Rot-Schwarz: Auch die Farbe, welche Gianna Tosello ihren Fragmenten zuweist, erhält eine Bedeutung. Energie macht sich als kräftiges Rot breit, Weiß ist Symbol der Farbe schlechthin und Schwarz erzählt von Abwesenheit. Gianna Tosello arbeitet mit immer wiederkehrenden Motiven; Sie verdichtet und löst auf, spinnt ein eigenes Netz mit minimalsten Mitteln, formuliert in äußerster Reduktion und Radikalität fast reliefartige "Raumzeichnungen", die den Zusammenhang zwischen Ich und Gemeinschaft thematisieren.
Eva Gratl